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Werte? Nur, wenn sie ins linke Weltbild passen – wie der Westen sich demontiert

Eine kritische Betrachtung des an Universitäten entwickelten dekonstruktivistischen und postkolonialen Denkens von unserer Generalsekretärin Petra Winkler

Dekonstruktion bis zur Selbstverleugnung

Es begann an den Universitäten. Dort, wo durchaus kritisch gedacht und aufgeklärt debattiert werden soll, machte sich ab den 1980er Jahren ein neuer Geist breit: der Dekonstruktivismus. Alles wurde infrage gestellt – Sprache, Identität, Wahrheit. Ein bisschen intellektuelle Anarchie kann ja nicht schaden, so der reizvolle Gedanke. Doch was als eine theoretische Übung begann, entwickelte sich zum ideologischen Dogma, das nicht mehr hinterfragt werden darf.

Kombiniert mit dem Kulturrelativismus hat das zu einem fatalen Falschdenken geführt: Plötzlich wurde nicht mehr gefragt, was richtig ist, sondern für wen etwas richtig ist. Und das hat Folgen, die unseren eigentlichen Werten entgegenstehen: Beispielsweise wenn Mädchen aus patriarchalisch geprägten Familien zwangsverheiratet werden – ein klarer Verstoß gegen Frauenrechte – wird zu oft im Westen dazu geschwiegen. Es wäre ja nicht ausreichend „kulturell sensibel“, darüber zu sprechen. Oder schlimmer: Es wäre „rassistisch“ oder „islamophob“.

So beginnt der Verrat an den eigenen Werten – schleichend, höflich, feige.

„The idea of cultural relativism is nothing but an excuse to violate human rights. Human rights is the fruit of various civilizations. I know of no civilization that tolerates or justifies violence, terrorism, or injustice. There is no civilization that justifies the killing of innocent people“

„Die Idee des kulturellen Relativismus ist nichts weiter als eine Ausrede für die Verletzung von Menschenrechten. Menschenrechte sind die Frucht verschiedener Zivilisationen. Ich kenne keine Zivilisation, die Gewalt, Terrorismus oder Ungerechtigkeit toleriert oder rechtfertigt. Keine Zivilisation rechtfertigt das Töten unschuldiger Menschen.“

Shirin Ebadi (Friedensnobelpreisträgerin aus dem Iran)

Der 7. Oktober: Das Ereignis der moralischen Zerreißprobe

Dann kam der 7. Oktober 2023 – ein Tag, ein Handeln dessen moralische Einordnung ohne Frage klar sein müssten. Hamas-Terroristen drangen in Israel ein, unterstützt von der palästinensischen Zivilbevölkerung. Sie mordeten in Kibbuzen, vergewaltigten Frauen, folterten Kinder, steckten Babys in Backöfen. Das ist keine militärische Aktion, kein „Widerstand“ – sondern das, was es war: barbarische Massaker.

Doch nicht nur Familien in ländlichen Kibbuzim waren betroffen. Auch auf dem Nova-Festival, einem Musikfestival, das für Frieden, Freiheit, Toleranz und Hedonismus stehen sollte – also genau jene Werte, auf die sich progressive westliche Jugendliche ebenfalls berufen – wurden über 360 junge Menschen massakriert.

Mit anderen Worten: Die Hamas hat nicht ihre „Feinde“ getroffen, sondern Menschen, die kulturell, altersmäßig und von ihrer Geisteshaltung her viel näher an Berliner Studenten-Demos dran sind als an ultraorthodoxen Juden in Jerusalem.

Und was macht der Westen? Er zögert. Relativiert. Schweigt. Und einige – erschreckend viele – applaudieren sogar.

Auf den Straßen westlicher Städte jubeln junge Menschen, viele davon Studenten – also jene Generation, die sich selbst als Vorbild „gegen Hass“ und „für Gerechtigkeit“ sehen. Sie marschieren mit Palästina-Flaggen, skandieren „From the river to the sea“ und tun so, als sei das ein Akt der Solidarität. Dabei ist es nichts anderes als die ideologische Beihilfe zur Vernichtung Israels.

Postkoloniales Denken: Moral auf Abwegen

Wie konnte es so weit kommen? Eine Antwort liegt auch im postkolonialen Denken, das über Universitäten und Medien wie ein Virus durch westliche Gesellschaften gezogen ist. Die Welt wird dabei in zwei einfache Kategorien geteilt: Unterdrücker (westlich, weiß, ausbeuterisch) und Unterdrückte (alle anderen).

Diese Denkweise kennt wenig Nuancen, kaum historischen Zusammenhänge, keine Verantwortung der „Opfer“, nur Schuld – die wir gefälligst zu tragen haben. Und zwar auf ewig.

„There is little reason to believe that previously colonized people have any use for a postcolonial Theory or decoloniality that argues that math is a tool of Western imperialism, that sees alphabetical literacy as colonial technology and postcolonial appropriation, that views research as the production of totalizing meta-texts of colonial knowledge …“

„Es gibt wenig Anlass zu glauben, dass ehemals kolonialisierte Menschen Nutzen aus einer postkolonialen Theorie oder Dekolonialität ziehen, die Mathematik als Werkzeug westlichen Imperialismus sieht, alphabetische Schrift als koloniale Technologie und postkolonialen Aneignungsakt betrachtet oder Forschung als das Erzeugen totalisierender Meta‑Texte kolonialer Wissensformen …“

Helen Pluckrose

Das Ergebnis:
Ein brutaler Terroranschlag wird nicht mehr verurteilt, sondern erklärt, gerechtfertigt, sogar beklatscht – weil die Täter ja irgendwie „unterdrückt“ sind. Und Israel? Ist halt ein „Apartheidsstaat“, eine „Kolonialmacht“. Zack, Schuldfrage geklärt. Moralischer Ablasshandel deluxe.

Die White-Saviour-Moralbesoffenheit

Unterstützt und getragen wird diese Entwicklung auch vom sogenannten White-Saviour-Komplex – jenem Hang westlicher, wohlstandsverwahrloster Möchtegern-Weltretter, sich als moralische Erlöser aufzuspielen. Früher reiste man noch nach Afrika, um einen Brunnen zu bauen. Heute reicht ein böse-keifender Instagram-Post gegen Israel, um sich auf der „richtigen“ Seite der Geschichte zu fühlen.

Doch die vermeintlich moralische Pose ist nichts als bequeme Scheuklappen, die den Blick auf die Realität verbergen. Wer sich an die Seite von Antisemiten stellt, nur weil diese „People of Colour“ sind, hat nichts verstanden – weder von Geschichte noch von Ethik.

Wenn auf westlichen Demos „Juden ins Gas“ gerufen wird und daneben weiße Studentinnen fröhlich-jubelnd Selfies machen, dann hat der White Saviour nicht nur moralisch versagt – er steht geistig genau dort, wo einst die Nationalsozialisten standen. Nur diesmal mit Genderstudies-Bachelor und Fairtrade-Kaffee.

Hier zwei Beispiele für geplante Pro-Pali-Aktionen am 7. Oktober, um das Massaker an Israelis zu feiern: einmal in Berlin (man beachte im Hintergrund den Paraglider, damals gab es auch Angriffe durch mehrere motorisierten Paraglider); das zweite Bild zeigt das Plakat für den Kuchenverkauf an einer Hochschule in Liverpool.

Fazit: Der Westen verrät sich selbst – und klatscht dabei

Der Westen liebt es, sich als moralische Instanz zu inszenieren. Aber dieser Anspruch kollidiert zunehmend mit der Realität. Wer Frauenrechte predigt, aber zu Ehrenmorden schweigt, wer Menschenrechte feiert, aber Massaker relativiert, wer Antirassismus lebt, aber antisemitische Hetze duldet, hat kein moralisches Fundament mehr – sondern nur noch selbstgefällige Pose. Es ist eine moralische Verwahrlosung, die völlig jenseits unserer eigentlichen Werte steht.

Wir sind auf dem besten Weg, uns selbst abzuschaffen – nicht durch äußere Feinde, sondern durch eigene Blindheit. Und das Tragische: Wir machen das nicht heimlich, nicht gezwungenermaßen – sondern mit vollster Überzeugung. Unter kräftigem Applaus an sich selbst.

Es wird Zeit, zu unseren seit der Zeit der Aufklärung entwickelten Werten zurückzukehren.

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