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Aberglaube und magisches Denken

Ein Denkanstoß unserer Generalsekretärin Petra Winkler.

Zum Jahreswechsel war ich bei einem älteren Paar eingeladen, dort gab es Sauerkraut mit Rippchen, also ein richtig traditionelles Essen. Da kam mir in den Sinn, dass es die Tradition mit Sauerkraut auch bei meinen Großeltern gab. Meine Oma sagte mir als Kind, man müsse zum Neujahr Sauerkraut essen, damit einem „im nächsten Jahr das Geld nicht ausgeht“. Natürlich glaubte meine Oma nicht im Ernst daran, sondern vermittelte mir das ironisch mit einem Augenzwinkern und dann schmunzelten wir beide. Ähnlich abergläubische Traditionen gab und gibt es auch bei Glücksklee oder bei schwarzen Katzen, bei einem zerbrochenen Spiegel oder auch an einem Freitag, den 13. 

Durch neuzeitliche Aufklärung und Wissenschaft wurde abergläubisches Denken abgelöst und ich bin froh darum. Aber, stimmt das? Gibt es in unserer Gesellschaft kein abergläubisches Denken mehr? Lassen Sie uns einmal schauen, woran einige Meinungsmacher in Politik, Medien und Bildung offensichtlich glauben:

Natur als „gute Mutter“

Seit der Zeit der Romantik neigt der Deutsche dazu, die Natur zu verkitschen und zu verklären. Die Erde oder die Natur wird als „die gute Mutter“ betrachtet, die uns Menschen stets wohlgesinnt ist und uns sogar diese „heilende Kraft der Natur“ zur Verfügung stellt. Die moderne Landwirtschaft wird gern verteufelt, das ist ja nicht mehr das Werk der „Mutter Natur“, wenn man mit Dünger dem Pflanzenwachstum hilft oder mit Herbiziden oder Fungiziden erntebedrohende Schäden durch Unkräuter oder Pilzerreger zu Leibe rücken will. Und wenn „die Wissenschaft“ mit Biotechnologie oder Gentechnik kommt, dann scheint der Leibhaftige nicht mehr weit zu sein, so jedenfalls die oft hysterische Reaktion vieler wissenschaftsfern indoktrinierten Gläubigen.

Eigentlich ist diese mystische, fast-religiöse Betrachtungsweise von „Mutter Natur“ ziemlicher Humbug, denn diese Mutter hat ja nicht nur Nährstoffe wie das Urgetreide oder die Urkartoffeln hervorgebracht (heutige Sorten unterscheiden sich übrigens beträchtlich von ihrer jeweiligen Urform), sondern auch jede Menge Giftstoffe: Man könnte mal vor einem kleinen Glas Maiglöckchenextrakt darüber sinnieren, ob „Mutter Natur“ es mit der Entwicklung der hier enthaltenen Giftstoffe eigentlich auch gut mit uns gemeint hat. 

„Ganz neue Geschlechter“ 

Paradoxerweise wird dieser Glauben an „Mutter Natur“ auf eine echt harte Probe gestellt, wenn es um die beiden biologischen Geschlechter des Menschen geht. So wie es bei Tieren jeweils Kater und Katze gibt, Rüde und Hündin, Hahn und Henne, Hengst und Stute und so weiter, so gibt es beim Menschen seit Anbeginn der Menschheit Mann und Frau. Immer ging es darum, dass männliche und weibliche Keimzellen miteinander verschmelzen. Ein weiteres fortpflanzungsfähiges Geschlecht ist in der Biologie und in der Medizin bislang nicht zu finden gewesen. 

Natürlich gab und gibt es Varianten von diesem binären Prinzip, einige Beispiele wurden beispielsweise durch den Sport bekannt: Hier gibt es zum Beispiel Sportler mit männlichen Merkmalen und weiblichem Geburtseintrag. Bei diesen waren die Hoden bei der Entwicklung des Fötus im Bauchraum gebildet worden, bei dem neugeborenen Kind waren also keine Hoden zu sehen und womöglich ein kaum sichtbarer Minipenis – das Kind wurde dann wegen nicht deutlich sichtbarer männlicher Geschlechtsmerkmale als Mädchen eingetragen. Aber: während der Pubertät kam das Kind unter den Einfluss männlicher Hormone, die für eine entsprechendes Wachstum von Lungenvolumen und Muskulatur sorgten, so dass der erwachsene Mensch im Frauensport aufgrund seiner hormonellen und physischen Merkmale allen anderen Frauen klar überlegen ist. 

Es gibt noch andere Beispiele für Varianten in der Geschlechtsausprägung, es gibt auch Menschen, die Merkmale von beiden Geschlechtern haben. Aber auch wenn die Geschlechtsbestimmung bei einigen Menschen nicht ganz eindeutig ist, so bewegt es sich immer entlang der Chromosomen XX oder XY. Oder gibt es etwa noch einen ganz anderen Chromosomensatz? Nein, es ist immer das binäre Prinzip, es ist immer männlich oder weiblich, es gibt kein eigenes drittes Geschlecht, so jedenfalls der Stand der Wissenschaft. 

Halt! Das soll jetzt nicht mehr stimmen! Dieser Wissensstand soll jetzt als falsch oder veraltet gelten. Auch wenn „die Wissenschaft“ es noch nicht geschafft hat, ein drittes Geschlecht nach wissenschaftlichen Kriterien zu definieren, so setzen sich links-grüne Kreise locker-flockig über diese Prämissen hinweg. Ganz nach dem alten Pippi-Langstrumpf-Motto „Ich mach’ mir die Welt widde widde wie sie mir gefällt“ wird hier munter in der Biologie herumgepfuscht, indem einfach BEHAUPTET (und NICHT BEWIESEN!) wird, das stimme jetzt alles gar nicht und es gäbe drölfzig Geschlechter und die seien auch noch fluide, so dass man sein Geschlecht (wie die Kleidung) quasi tagtäglich wechseln kann. Das ist nichts anderes als magisches Denken! Biologie funktioniert so nicht!

„Migration ist stets gut, sogar aus frauenfeindlichen Kulturen“ 

Links-grüne Kreise glauben ganz fest daran, dass Migranten aus allen Ländern, wenn sie sich bei uns nur wohl genug fühlen, sich dann auch an unsere Werte anpassen – das muss auch nicht nach der eigenen Ankunft sein, dass kann vielleicht auch erst in der nächsten oder übernächsten Generation kommen – aber irgendwann (so der feste Glaube) werden Christen und Juden, Atheisten und Apostaten mit strenggläubigen Muslimen friedlich in einem Stuhlkreis sitzen und sich alle mögen. Natürlich (man muss nur fest daran glauben) nehmen die Muslime dann auch wieder Abstand davon, Europa erobern und die Scharia einführen zu wollen. Stattdessen (so die feste Überzeugung) werden die jetzt noch sehr patriarchalisch strukturierten Zuwanderer eines Tages erkennen, wie wichtig es doch ist, weibliche Karrieren zu fördern und auch Homosexuelle sowie Trans- und Queermenschen in ihrer Art zu feiern. Links-grünen Kreisen ist vor allem wichtig, alles das, was die abendländische Kultur angeht, zurückzudrängen, weil andere Kulturen ja viel schöner und spannender sind. Paradoxerweise gilt das jedoch nicht, wenn weiße Frauen einen Sombrero aufsetzen oder Kinder sich als Indianer verkleiden. 

„Die Energiewende rettet das Weltklima“

Der volkswirtschaftlich vermutlich schädlichste Aberglaube gilt der Energiewende. Atomkraft (das weiß in Deutschland doch jedes Kind) ist Teufelswerk, das unbedingt gestoppt werden muss, selbst wenn uns Putin den russischen Gashahn abgedreht hat (wie es übrigens schon VOR der Sprengung der Nordstream-Leitungen der Fall war!). Und weil Atomkraft so böse ist, brauchen wir unbedingt weiter die Kohlekraft, obwohl die doch eigentlich auch böse ist, weil hier so viel CO2 ausgestoßen wird. 

Das ist aber ganz egal. Nun gilt es, dass sich alle Gläubigen bequem hinsetzen, tief in sich hineinhorchen, das beruhigende Ommmmmm vor sich hin summen und sich dann darauf konzentrieren, mit magischem Denken dafür zu sorgen, dass Windräder 365 Tage im Jahr zuverlässig abends und nachts genug Strom liefern, während die Sonne tagsüber die Photovoltaikanlagen besonnt. Dazu noch ein wenig Biogas und schon wird die heillose Welt klimatisch geheilt: Alle anderen Länder werden sich ein Beispiel an Deutschland nehmen, sie werden aus Kohle- und aus Atomkraft aussteigen, die guten Mächte der Mutter Natur werden dafür sorgen, dass Wind und Sonne stets in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen und schon ist der Temperaturanstieg gestoppt. Dass es in der Römerzeit schon mal wärmer war, danach kälter wurde, im Mittelalter wieder wärmer wurde, zur Jahrtausendmitte wieder eine kleine Eiszeit kam – Moment mal! Wer wird denn in Frage stellen, dass sich die Menschheit auf direktem Wege in die Klimahölle begibt, wenn jetzt nicht grüne Klimapolitik dafür sorgt, dass die Industrie endlich einpackt und viele Autofahrer auf Fahrräder umsteigen, denn so viel günstigen Strom, dass es auch für E-Autos der unteren Einkommens-Schichten reicht, wird es vielleicht doch nicht geben. Die ganze Welt schaut staunend zu, wie jetzt wirklich am deutschen Wesen die Welt genesen wird. 

Sie halten dieses Szenario für ausgemachten Humbug? Ich auch. Aber es gibt tatsächlich links-grün denkende Menschen in diesem Land, die ganz fest daran glauben. Alle Hinweise auf volkswirtschaftliche Probleme werden elegant vom Tisch gefegt. Und wer das nicht gut findet – naja, die Politik entwickelt gerade so ihre Methoden, diese lästigen und meckernden Bürger juristisch in ihre Schranken zu weisen. Die sollen die Klappe halten und Steuern zahlen, den Rest erledigt unsere Meinungselite. 

Können wir uns die Welt schönreden oder schöndenken? Besser wäre es, den Tatsachen ins Auge zu schauen!

Genug von diesem magisch-abergläubischem Denken. Wie eingangs geschrieben war der Aberglaube früher weit verbreitet. Aber mit der Aufklärung, mit der Entwicklung der Wissenschaften und nicht zuletzt auch mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht wurden die schlimmsten abergläubischen Auswüchse eingehegt – bis durch das Unbehagen an der Moderne, an magischer Technologie eine Rückkehr auf esoterisches Gedankengut in Mode kam.

Das Schlimme ist, dass diese Entwicklung weg von Fakten und hin zu einem Glauben von unkritischen oder nicht analytisch denkenden Meinungsmachern, darunter auch Journalisten und Lehrer, mitgetragen wird. Den Zuschauern im Fernsehen oder den Kindern in der Schule wird nicht mehr beigebracht, kritisch zu denken und pro und contra abzuwägen, sondern stattdessen wird ihnen suggeriert, dass dieses links-grüne magische Denken faktenbasiert wäre – wobei einer Frage nach den Fakten elegant aus dem Weg gegangen wird, und wer zu nervig nachbohrt, wird als Leugner oder gar Nazi zum Schweigen gebracht. Wer dieses Glaubensding nicht mitspielt, ist böse. Im Mittelalter wurden die lästigen Ketzer und Häretiker gern auf den Scheiterhaufen gestellt, heute ist es der mediale Pranger – wobei auch die Social-Media-Plattformen so eingehegt werden sollen, dass sie nur die eigene Ideologie unterstützen, aber das ist dann ein anderes Kapitel …

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